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Eine Fachkraft äußert sich anonym im Mai 2010
Geburtsjahr der Hilfesuchenden 1957
Problem: Als rechtliche Betreuerin suchte ich „übergangsweise“ (zur besseren Motivierung der Klientin überhaupt umzuziehen) eine Wohnung. Ein Dauerwohnheim für psychisch kranke Menschen war nicht geeignet, da die Klientin zu wenig anpassungsbereit oder -fähig ist. Sie hat eine “Dauerpsychose” mit dadurch bedingtem, zeitweilig sehr auffälligem Verhalten. Ich kannte die Umzugsfirma Pöschl, als jemand aus einem Heim (Öttl) auszog.
Passende Hilfsangebote:
Es wird ein Mittagessen gekocht, das nur 190.-€/Monat kostet. Auf das laute Schreien der Klientin wird nicht reagiert. Man versteht ihr Leiden und regt sich nicht auf. Sie wird dort in Ruhe gelassen, aber als Person akzeptiert. Die Sozialstation kommt in die Einrichtung und bringt ihr die Medikamente.
Die Hilfesuchenden wurden in dieser Einrichtung ernst genommen, ihr Wille wurde respektiert.
In Ausnahmezuständen und in Krisen wurde man nicht gedemütigt.
Es wurden keine Zwangsmaßnbahmen angewendet.
Man unterstützte die Hilfesuchenden bei der Durchsetzung von Interessen und Rechten.
Die Hilfesuchende konnte sich vor zu hohen Anforderungen aus der Umgebung schützen.
Man nimmt sich genügend Zeit für sie und geht konkret und flexibel auf ihre Probleme ein.
Die Räumlichkeiten sind dem Zweck der Einrichtung entsprechend in Ordnung.
Für das körperliche Wohlergehen der Hilfesuchenden interessiert man sich nicht.
Angehörige werden angehört, man nimmt sie aber nicht wichtiger als den Hilfesuchenden.
Am Ende ihres Aufenthaltes haben die Hilfesuchenden keine Schwierigkeiten allein zurecht zu kommen.
Besonders geholfen hat die Lockerheit in der Einrichtung, Dass die Dinge nicht so streng reglementiert sind. Die Bewohner sind sehr nett im Umgang, das liegt wohl daran, dass sie nicht psychisch krank sind.
Besonders gut fand ich, dass der Leiter der Einrichtung sich über eine besonders unfreundliche Schwester bei der Sozialstation im Interesse der Hilfesuchenden beschwert hat, mit der Folge, dass eine andere, nettere Schwester zu der Klientin kam.
Besonders schlecht finde ich, dass die Einrichtung offiziell eine Obdachloseneinrichtung ist. Ich hoffe, die psychisch kranke Hilfesuchende kann dort bleiben. Es tut ihr dort sehr gut.
Eine Fachkraft schrieb im Jan. 2011:
Es würde sich lohnen, diese Erfahrung genauer auszuwerten. Denn häufig werden diese sog. chronisch psychisch kranken Menschen nicht in Heimen für psychisch Kranke aufgenommen, weil sie sich nicht “angepaßt” genug verhalten können. In Bayerisch Schwaben ist es so, dass es so wenig Wohnplätze für diesen Personenkreis gibt, dass die Heime sich die “Pflegeleichtesten” aussuchen können. Das mag zum Teil auch daran liegen, dass die anderen psychisch kranken Mitbewohner das unangepasste Verhalten nicht ertragen können. Meine Erfahrung ist allerdings eher so, dass die Toleranz von Menschen mit Psychiatrieerfahrung untereinander groß ist.
Unterdessen habe ich von der Betreuerin erfahren, dass die KLientin doch nicht “glücklich” in dieser Einrichtung ist. Sie übernachtet häufig bei Bekannten, die sie aus dem SOzialpsychiatrischen Dienst und als der psychiatrischen Klinik kennt.
Sie ist besonders davon genervt, dass die anderen Bewohner häufig betrunken sind.