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In Deutschland werden kranke, hilflose Menschen gequält. Würde man das im Fernsehen zeigen?

Vor Kurzem habe ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, wie psychisch kranke Menschen aus einem Dorf verbannt werden, sie sind angekettet in einem Bretterverschlag untergebracht. Allein gelassen. Das passierte auf den Philipinen, die Dorfbewohner haben Angst vor dem Kranken, manche verbinden die psychische Erkrankung mit einem bösen Geist, der den Menschen im Griff hat. Sie schützen sich, indem sie den Kranken weit ab vom Dorf einsperren. Eine Frau hat sich um zwei dieser Gequälten bemüht, und sie mit Einverständnis der Angehörigen in einer Klinik untergebracht, wo sie der Menschenwürde entsprechend behandelt werden. Nun könnte man annehmen, so wie zuerst beschrieben, werden psychisch Kranke behandelt, deren Krankheit nicht richtig erkannt wird.

Leider ist die Behandlung der Patienten auf zwei geschlossenen Stationen einer Nervenklinik hier in Deutschland ähnlich unbarmherzig, und dass die Menschen schwer erkrankt sind, ist bei uns bekannt.

Gefesselt und oft den ganzen Tag alleine gelassen in einem Krankenzimmer – nicht weit weg, sondern hier bei uns in Deutschland. Würde man das im Fernsehen zeigen? Leider eher nicht.

Da werden kranke Menschen gequält.

Das wissen aber nur die selbst Betroffenen oder manchmal deren Angehörige. Viele schweigen aus Scham, und oft werden Beschwerden abgewiesen mit dem Hinweis, dass es sich um verwirrte Menschen handelt.

Dass es in der heutigen „modernen Psychiatrie“ so eine Behandlung gibt, ist unglaublich, aber wahr. ES FEHLT AN MENSCHLICHKEIT:

Selbst wenn diese Zustände nur in dieser einen Klinik herrschen, ist es ein Skandal – eine Schande, und ich versuche mit meinen Berichten alle darauf hinzuweisen, dass hilflose Menschen gequält werden, und ich bitte um Mitgefühl, denn diese Behandlung ist ein Verstoß gegen die Würde des Menschen.

Wenn Sie einen Angehörigen oder Freund auf dieser geschlossenen Station besuchen, und er ihnen über seine qualvolle Behandlung erzählt, glauben Sie ihm, auch wenn Sie denken, der Arme ist verwirrt.

Die Menschen sind krank, man müsste vorsichtiger mit ihnen umgehen. Nicht immer ist eine Fixierung notwendig, aber manchmal genügt es, wenn der Patient laut schreit.

Bei einem meiner Besuche in der Klinik hat eine junge Frau ganz laut geschrien, die Pfleger waren schon in Alarmbereitschaft, ich kannte die Patientin, und sagte ihr leise ins Ohr: „Sei bitte still, du erschreckst ja alle.“ Ich ging mit ihr in den Speiseraum, und sie erzählte mir von ihren Sorgen. Ich beruhigte sie, auch sie würde wieder gesund werden und könne so frei leben wie ich. Ich durfte sie besuchen, und es dauerte nicht allzu lang, bis sie entlassen wurde.

Bei einem Gespräch mit einem Oberarzt einer geschlossenen Station einer Nervenklinik fragte ich, weshalb der Patient, der fixiert wird, keine Beruhigungsspritze bekommt. Der Oberarzt antwortete, darauf verzichte man in der „modernen Psychiatrie“ zur „Schonung des Patienten“. Also wurde ich vor 40 Jahren nicht geschont, aber diese eine Spritze hat mich beruhigt, und ich musste nicht lange in der Fixierung bleiben.

Heute bleiben die Patienten oft sehr lange ans Bett gefesselt und nicht selten hört man ihre Schreie aus den Krankenzimmern.

Eine Patientin beschreibt eine ihrer Fixierungen so: „Ich hatte furchtbare Angst und dachte, ich muss sterben.“  „Kein Mensch kam an mein Bett, als ich rief, dass ich zur Toilette muss, und irgendwann habe ich ins Bett „gemacht“.”

Wenn das also als moderne Psychiatrie bezeichnet wird, wäre mir die „altmodische“ Behandlung lieber.

Man muss auch bedenken, dass mit der Medikamentengabe nicht gespart wird, und manche Patienten Medikamente in hoher Dosis einnehmen müssen. Und eine einzige Spritze zur Beruhigung ist zu viel?

Im Vergleich zu früher wird sehr oft fixiert, wo man es nicht unbedingt machen müsste, aber der Versuch, den Patienten anders zu beruhigen, fällt weg. Nur ein lauter Schrei kann zur Fixierung führen.

Ich weiß, dass es in einigen Situationen einfach nicht anders möglich ist den Patienten ruhig zu stellen, und dann muss es eben sein, dass er ans Bett gefesselt wird.

Aber von einer Schonung des Patienten kann man wirklich nicht reden. Eher von brutaler Gewalt und der Patient wehrt sich natürlich.

Doch am Ende liegt er gefesselt im Krankenbett, das in der Mitte eines Zimmers steht, und er kann nur schreien, wenn er was will oder zur Toilette muss, und das wird allzu oft vom Pflegepersonal überhört.

Es ist eine unmenschliche Art der „Pflege“, über die mir viele Patienten im Vertrauen berichten.

Manche Patienten schämen sich so sehr, dass sie ihren Angehörigen alles verschweigen. Wenn sie den Mut hätten, darüber zu sprechen, würden sich sicher mehrere Leute über diese qualvolle Behandlung beschweren.

Ich habe mich schon mehrmals schriftlich  beschwert – auch mündlich bei Gesprächen mit Oberarzt und stellvertretender Pflegedienstleitung. Ich wurde um Verständnis gebeten.

Verständnis dafür, dass eben auf einer geschlossenen Station, besondere Umstände herrschen, schwierige Situationen, bei denen das Personal sehr unter Druck steht.

Aber Verständnis habe ich für die Patienten, die krank sind, und diese Behandlung ist menschenunwürdig!

Die Kranken sind hilflos, und nicht selten verweigern sie das Gespräch mit den Ärzten, denn sie haben das Vertrauen verloren, und das ist ganz normal.

Bevor meine Tochter dort in stationärer Behandlung war, hatte ich Respekt vor dem Pflegepersonal. Das hat sich geändert – nur wenige Krankenschwestern und Krankenpfleger machen ihre Arbeit so, dass man das eine menschenwürdige Pflege nennen kann.

Dass auf den Stationen so wenige Besucher kommen, hängt damit zusammen, dass viele Menschen Angst haben, es könnte etwas Unmögliches passieren, aber das ist eher selten.

Angst habe ich keine. Wenn mir auffällt, dass ein Patient gewalttätig werden könnte, verzichte ich erst mal auf ein Gespräch. Aber, wenn es ihm besser geht, bin ich gerne bereit, mich mit ihm zu unterhalten. Ich habe Respekt vor diesen kranken Menschen, und das zeige ich auch.

Beleidigt wurde ich auch, aber das verzeihe ich sofort, denn da spricht ein kranker, hilfloser Mensch, der später nicht mehr weiß, was er gesagt hat.

Das Pflegepersonal und die Ärzte und Doktoren können mich zwar “dumm” anreden, aber oft schon habe ich eine Antwort gegeben die “gesessen” hat. Man kann auch ganz anständig etwas sagen, was eigentlich schon ein wenig frech ist, aber ich rede leise, und lasse mich nicht einschüchtern.

Jetzt hat auch das Pflegepersonal erkannt, dass meine Besuche hilfreich sind. Ich bin eine Art „Sorgenmutter“ und bringe kleine Geschenke mit. Es gibt Patienten, die meine Gutmütigkeit ausnutzen möchten, wie vor kurzem eine Patientin, die sagte, sie hätte „Berge von Schmutzwäsche“, die ich für sie waschen könnte. Sie würde es auch bezahlen. Meine Antwort war kurz und bündig: „Nein“.
Diese Patientin ist seit Wochen ohne Geld und bestiehlt andere und findet, das sei nicht so schlimm. Da bin ich ganz anderer Meinung. Mit dieser Frau unterhalte ich mich meist nur ganz kurz.

Ich gehe weiterhin auf die beiden geschlossenen Stationen, um meine Hilfe anzubieten.

Kritische Diskussion mit Weiterbildungsteilnehmern psychiatrischer Fachpflege

Ich bin über die BZgA (=Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) auf Sie aufmerksam geworden und positiv überrascht über die Möglichkeit in Ihrem Blog und Forum sich kritisch mit der Psychiatrie auseinanderzusetzen.  Mit den Inhalten und Kritiken kann ich in die Auseinandersetzung und in die kritische Diskussion mit den Weiterbildungsteilnehmern der psychiatrischen Fachpflege gehen, und ich werde EREPRO weiter empfehlen. Vielen Dank für Ihre Arbeit!

Dagmar Weiße
Leiterin Weiterbildung psychiatrische Pflege
Diplom-Pflegepädagogin (FH)
Lehrerin für Pflegeberuf
Fachkrankenschwester für psych. Pflege
_____________________________________

UNIVERSITÄTSMEDIZIN
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Weiterbildung in den Gesundheitsfachberufen
Fachbereich psychiatrische Pflege
Am Pulverturm 13, 55131 Mainz

dagmar.weisse@unimedizin-mainz.de

Telefon + 49 (0) 6131 17-2637
Telefax + 49 (0) 6131 17-5598

Wahrhaft SELBST-bestimmt sind normalerweise weder die Patienten noch die Psychiater

Liebe Mitmenschen!
 
Wahrhaft SELBST-bestimmt sind normalerweise weder die Patienten noch die Psychiater. Und das Problem Psychiatrie wird erst lösbar sein, wenn auch die Psychiater Krankheitseinsicht zeigen – Einsicht in die Befallenheit und Beeinträchtigung durch die KOLLEKTIVE NEUROSE.
 
Derzeit jedoch werden von der Psychiaterschaft noch regelhaft Krankheits-Diagnosen verteilt aufgrund von Symptomen größerer als “normaler” Gesundheit. Allein dieser eine Aspekt des Problems Psychiatrie wäre Grund genug, von einer “Skandal Psychiatrie” zu sprechen, aber es gibt etliche weitere.
Zum Beispiel die widernatürliche Beschränkung des wissenschaftlichen / schulmedizinischen Systems auf den GROBstofflichen Teil des Seins / Universums – unter Ausschluß des FEINstofflichen Teils. Insbesondere weil in diesem, FEINstofflichen, Bereich sowohl die tieferen Ursachen der “Krankheiten” liegen als auch das Potenzial der grundlegenden, nachhaltigen, HEILUNG.
 
Obwohl die Möglichkeit der vollständigen Heilung der allermeisten Krankheiten BEKANNT ist, wird sie vom wissenschaftlich-schulmedizinischen System ignoriert und überdies von vielen auch noch schlechtgeredet und diejenigen, die sich damit befassen, durch üble Nachrede oder Rufmord behindert.
 
Die KOLLEKTIVE NEUROSE – die ich seit 20 Jahren die “Kollektive Zivilisations-Neurose” nenne, ist aber nicht nur die tiefere Ursache der allermeisten Krankheiten (in) der zivilisierten Gesellschaft, sondern auch die Ursache der in Abständen von einigen Jahrzehnten immer wieder ausbrechenden “Kollektiven PSYCHOSE”. Zu Recht wurde die Zeit 1933-1945 auch “Kollektive Psychose” genannt.
 
Höchste Zeit für entsprechende, tiefergehende, Erkenntnis.
 
Herzliche Grüße:
 
Wolfgang Heuer
www.Seelen-Oeffner.de
Man kann die meisten aktuellen Beiträge von mir – als “heureka47” – im WELTENWANDLER-Forum finden und meine TIPPS bei GUTEFRAGE.net

“Dort, auf euren geschlossenen Stationen, ist für Patienten nicht gut sein.” von G. Brand

Seit März vergangenen Jahres betreiben einige Mitglieder unseres Vereines zusammen mit mir einen solchen Besuchsdienst im ( … ) Bezirkskrankenhaus; eine ehrenamtliche Tätigkeit, die wir als die eigentliche, als die Kernaufgabe eines Selbsthilfevereins betrachten.

Aus unseren bisher gemachten Erfahrungen und Erlebnissen dort kann ich nur rundheraus bestätigen, daß dieser Dienst dringlich notwendig und sinnvoll vor allem für Patienten der dortigen geschlossenen Intensivstationen C1/C2 ist  – Patienten, die häufig keinerlei Zuwendung oder Unterstützung von “außen” erhalten,

Patienten, die sich den rigiden Bedingungen des Aufenthalts dort mehrheitlich als nahezu rechtlos ausgeliefert empfinden, Patienten, die die zuteil werdende Behandlung oft als eher Mißhandlung empfinden, wie zu ertragen gezwungen sich erleben.

Patienten, die der einfühlenden Anteilnahme in ihrer Not bedürfen, und sich nur allzu häufig Vorgehensweisen des dort tätigen Personals ausgesetzt sehen, die dem  –  von denselben Mitarbeitern auf Nachfrage stets vollmundig verkündeten  – Anspruch auf Fürsorge und Zuwendung nach unserer Einschätzung in  vielen Fällen Hohn sprechen.

 Unmittelbarer körperlicher Zwang oder auch ‘nur’ die Bedrohung dadurch sind ständig gegenwärtig.

Sich davon die Entstehung einer wechselseitigen Vertrauensbasis zu erwarten kann nur denjenigen vorschweben, die all diese geschilderten Umstände routiniert nicht zur Kenntnis zu nehmen gewohnt sind: Diejenigen, die die Schlüssel dieser Stationen bei sich tragen.

Diejenigen, die unsere Bitte im Trialoggespräch im Januar 2012, diesen Besuchsdienst durchführen zu wollen, zu unserer großen Überraschung spontan wohlwollend aufgenommen hatten.

Diejenigen, die inzwischen allerdings, anläßlich simpler von uns vorgebrachter organisatorischer Anfragen – andere wagen wir Feiglinge bisher eh nicht zu stellen  – stets und nur Negativ-Kritik an ihrem unhinterfragbaren ärztlichen Wohlhandeln erkennen wollen, die unsereinen bei solchen Gelegenheiten gerne kurz angebunden abzubürsten pflegen.  

Die uns vorwerfen, den Stationsfrieden zu stören, “alles” durcheinanderzubringen, uns  –  unerhört!  –  in die Behandlung der Patienten einzumischen.

Was wir bislang, und wohl auch noch für einige Zeit  –  Feiglinge, die wir eben sind  –  nicht gewagt haben, nicht wagen werden:
Uns hinzustellen, seis auf der Station, seis im Gemeindepsychiatrischen Verbund, sonstwo, um “denen” ins ignorant-arrogante Angesicht klar zu sagen:
“Dort, auf euren C-Stationen, ist für Patienten nicht gut sein.”

Weil wir befürchten müssen, dann umstandslos wieder rauszufliegen.
Diesen ‘Gefallen’ möchten wir “denen” nicht tun, zumindest solange nicht, wie wir,  jede/r Einzelne von uns, diesen permanenten Zwiespalt ertragen können, den uns die dortigen Zustände immer wieder verursachen:

Den Zweifel im Hauptsächlichen, ob wir uns durch Wohlverhalten und öffentliches Beschweigen der vorgefundenen Zustände nicht ein ganzes Stück weit zu gewissermaßen Komplizen derer herabwürdigen,denen ‘Compliance’, einerseits, ein ebenso allzeit wohlgeläufiges Leerwort, wie, andererseits, in souveräner Selbstverständlichkeit nicht praktiziertes Handeln ist.

Oder als lediglich Einbahnstraßenregelung mit deutlichstem Hierarchiegefälle vorkommt  – vorgeschriebene Fahrtrichtung: Von oben nach unten.  

Da bleiben wir lieber feige, um wenigstens,wenn es auch oft nur für kurze Zeit möglich ist, denjenigen unsere Hand reichen zu können, diejenigen in unsere Arme zu schließen, die dessen bedürfen, und es selbst haben mögen. Derer haben wir dort nicht wenige gefunden.Da bleiben wir also gerne  – in Anbetracht der Kernaufgabe von unsereinem  – eben lieber feige.
Umstandslos hinauszufliegen:
Das gönnen wir viel lieber denen, die da drin vorwiegend Verwahrung anstelle angemessener Behandlung erfahren. Wir sind erstmal drin,und wir wollen weiterhin: Rein.

Absurd, scheints  –  aber so erscheint das Leben halt manchmal.

Günter Brand
für die SAP e.V.

Mitbringsel von A. Kurella

Ich habe mich für einen Ehrenamtspreis des Bezirkes Schwaben vorgestellt. Sollte sich mein Traum erfüllen, und ich den Preis von 5000 € erhielte, würde ich das Geld für meine neue „Arbeit“ verwenden.

Ich würde einmal im Monat auf der geschlossenen Station eine „Kuchentag“ finanzieren für die ca. 30 Patienten, und auch für alle Körperpflegeartikel einkaufen. Das Geld dafür kann ich nämlich nicht aufbringen, weil ich selbst kein Geld verdiene.

2011 und 2012 war es mir möglich, durch Geld- und Sachspenden die Patienten mit Obst, Süßigkeiten und Pflegeartikel zu beschenken.

Ein Spender hatte zwei Mal 100 Euro in meinen Briefkasten gegeben, eine Dame gab 50 € und von zwei Damen bekam ich 30 Tafeln Schokolade und noch anderes Naschwerk.

Diese Spenden bekam ich durch einen Artikel von mir, der von der Augsburger Allgemeinen Zeitung gedruckt wurde. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass sehr wenige Besucher auf die geschlossene Stationen kommen, und habe die Einsamkeit der Patienten hervorgehoben und – dass man sie mit einer Tafel Schokolade erfreuen könnte.

Dass ich Spenden erhalte, habe ich nicht erwartet, aber ich war hoch erfreut, dass es Menschen gibt, die an Andere denken.

Das Geld, mit dem ich sehr vorsichtig umging, habe ich so eingeteilt, dass ich für 30 Patienten das Weihnachtsfest 2011 versüßt habe, sowie das folgende Osterfest und im Sommer habe ich Getränke – wie Limo – auf die Station gebracht.

Zu Betteln ist nicht meine Art, aber Hinweise, dass es kranke Menschen gibt, die lange in der Psychiatrischen Klinik geschlossen untergebracht sind, und kaum oder gar nicht besucht werden, erlaube ich mir zu schreiben.

Viele Besucher wissen gar nicht , wie sehr manche Patienten gerne mal was Süßes essen würden, aber das steht nicht auf dem Speiseplan. Ganz neu höre ich, dass es zu wenig zum Essen gibt und die Patienten Hunger haben. Wird tatsächlich auch noch mit dem Essen gespart? Muss mich weiter umhören, ob das der Fall ist.

Auch die Verwahrlosung der Patienten ist auffallend. Aber den Patienten, der sich nicht pflegt, zu einem Bad zu bewegen mit sanftem Zwang ist ja – wie mir erklärt wurde -KÖRPERVERLETZUNG.

Der Patient, der ehrlich wochenlang nicht mit Wasser und Seife Kontakt hatte, ist nun zumindest einmal gewaschen. Mal abwarten, wie lange es diesmal dauert bis zur nächsten Körperreinigung. Eine Rasur und ein Haarschnitt wären auch sehr nötig. Auf Nagelpflege wird total verzichtet. Es liegen Einwegscheren bei den Pflegern vor, aber die Patienten fragen doch sicher nur selten einen Besucher, ob er ihnen die Hand- oder Fußnägel schneidet. Das Ganze gehört zur Krankenpflege. Das sind total hilflose Patienten, die einfach nicht gut versorgt sind.

Das Ganze würde ich gerne dem Klinikdirektor sagen, aber bei ihm kann ich sicher keinen Termin erwarten. So schreibe ich alles auf, was ich sehe und erlebe, auch was mir Patienten erzählen. Das Pflegepersonal, wiegt sich in einer gewissen Sicherheit, denn die Patienten sind verwirrt. Aber, wenn ich stets von vielen Kranken dieselbe Aussage hören darf, muss ich ihnen glauben. Und ich kann gut unterscheiden, wer verwirrt ist, und wer die Wahrheit erzählt.

Bin immer noch nur auf der einen geschlossenen Station als Besucher, und zur Zeit auch auf einer offenen Station.

Da besuche ich eine Frau, die vor kurzem von der geschlossenen auf die offenen Station verlegt wurde. Diese Patientin war schon im Sommer 2012 auf der Geschlossenen in Behandlung, dann auf der Offenen.

Leider hat sie nach der Entlassung aus der Klinik erneut zur Behandlung auf der Geschlossenen aufgenommen werden müssen. Sie war schwer depressiv, und anfangs lag sie nur im Bett, wenn ich zu Besuch kam. Sie wollte sich das Leben nehmen. Warum? Ihre Antwort: “Es hat keinen Sinn, ich bin so krank und werde nie wieder gesund.”

Ich erklärte ihr, dass jedes Leben einen Sinn hat, auch das Ihre, sie sei eine sehr gute und liebenswürdige Frau, die ich sehr gerne hab, und sie soll doch an ihren Sohn denken, der will doch seine Mutter behalten.

Auch ich kann nicht in die Seele der Patientin schauen, aber oft sind es die guten Worte oder eine Umarmung, die dem Mutlosen gut tun.

Diese Frau vertraut mir so, dass sie mir Dinge erzählt, die weder die behandelnden Ärzte noch der Oberarzt erfahren, So teile ich die Sorgen der Patienten, die oft sehr groß sind, und ich mache ihnen Mut. Ich sage oft: „ Ich war so krank, wie Du es jetzt bist, und bin so geworden, wie ich es jetzt bin. Kein Mensch sieht mir an, dass ich so krank war, dass ich versucht habe, mir das Leben zu nehmen. Heute bin ich dankbar leben zu dürfen.“

Ich versuche dieser Frau den Sozialpsychiatrischen Dienst (SPDi) zu empfehlen. Sie bräuchte eine Stütze, sie lebt alleine, hat keine Freunde, und sagte mir gestern am Telefon, ich sei die Einzige, der sie vertraut. Sie ist nicht viel älter als ich, so um die sechzig. Inzwischen hat sie das Schlimmste hinter sich. Solange sie in der Klinik ist, begleite ich sie, aber was ist nach der Entlassung? Vielleicht gelingt es mir, Frau M. zu überreden, Hilfe von dem SPDi anzunehmen.

Man braucht Geduld und man sollte die Medikamente einnehmen, wenn sie verordnet werden. Aber leider werden in der Psychiatrischen Klinik in Augsburg auf den geschlossenen Stationen nur Psychopharmaka eingesetzt. Ich denke, das allein reicht nicht. Wie soll ein Mensch gesund bzw. stabil werden, wenn er durch keinerlei Therapie unterstützt wird?

Eines ist ganz klar, auf den geschlossenen Stationen der Psychiatrischen Klinik in Augsburg gibt es keine Therapie. Eine Beschäftigungstherapie für Patienten, denen es besser geht, fehlt!

Was vor 30 Jahren in der Klinik in Günzburg möglich war, eine Beschäftigungstherapie auf Station – ist in der „modernen Psychiatrie“ nicht möglich?

Im Allgemeinen sehe ich, dass viele, vielleicht auch zu viele Medikamente verabreicht werden. Manche Patienten laufen wie Roboter, und Andere wissen gar nicht, wo sie sind.

Besucher sind selten, und so ist die Zeit besonders schwer zu ertragen. Es sollte doch erlaubt sein, dass man zu Besuch kommen kann, so wie ich es nun darf, aber es war sehr schwer, die Erlaubnis zu bekommen.

Immer wieder sehe ich , wie wenige Besucher kommen. Die Kranken warten oft vergeblich und irgendwann warten sie nicht mehr.

Deshalb komme ich zu Besuch und ich werde schon an der Türe erwartet, obwohl ich keine Verwandte bin. Die Patienten dürfen mich mit „Du“ ansprechen, und nennen mich Angelika oder auch KURELLA. Beides erlaubt. Meist setze ich mich in den Speiseraum, und einige Patienten setzen sich zu mir.

Ich erzähle von „DRAUSSEN“ ganz locker, und einfach auch von meinem schwarzen Kater, einige Patienten fragen sogar: „Wie geht’s deinem Kater Gugulu?“ Ich versuche die Menschen abzulenken, und es gelingt mir sogar sie zum Lachen zu bringen.

Wenn ich gehe, werde ich umarmt, und die Patienten bedanken sich für meinen Besuch.

So viel Anstand finde ich oft außerhalb der Klinik nicht.

Man muss die Kranken spüren lassen, dass man Respekt vor ihnen hat. Nur Mitleid oder der Satz: “Das wird schon wieder“, reicht nicht.

Wenn eine Patientin mir sagt, dass sie gerne 8 Biere trinken möchte, erkläre ich mit ernster Miene, dass sie das doch bitte nicht tun solle, die Medikamente und Alkohol seien ein giftiges Gemisch.

Wenn aber dieselbe Patientin sagt, sie hätte so gerne eine Tafel Schokolade, sage ich, gut, ich bring Dir bei meinem nächsten Besuch eine Tafel mit.

Habe auch schon Unterwäsche, Socken und andere Bekleidungsstücke mitgebracht. Auch Zahncreme und Zahnbürsten, Duschbad usw. sind oft in meiner Tasche, und dafür verlange ich nur ein Dankeschön oder ein Vergelt’s Gott.